Private Collector’s Room | Präsentiert von Littmann Kulturprojekte & Galerie Mueller

Er mochte keine Vernissagen. Menschenmengen waren ihm ein Gräuel, und über Kunst zu reden, erschien ihm oft vermessen. Für ihn war Kunst kein Thema des Diskurses, sondern der Nähe, der Stille, der alltäglichen Begegnung. Seine Sammlung entstand nicht aus Strategie, nicht aus Investitionslust oder einem Bedürfnis nach Status – sie war das Ergebnis eines Lebens, das sich unaufhörlich um das Sehen drehte.

Der Sammler, wie wir ihn uns vorstellen, wurde in Basel geboren, vielleicht in den 1930er-Jahren. Sein Vater war Arzt, seine Mutter spielte Klavier, und im Wohnzimmer hing ein melancholischer Emmenegger über dem Sofa. Schon früh streifte er durch die Museen der Stadt, als wären es geheime Zufluchtsorte. Die erste entscheidende Begegnung hatte er mit einem frühen Tinguely – damals noch wenig bekannt, aber voller Energie. Etwas an der Kombination aus Bewegung und Vergänglichkeit ließ ihn nicht mehr los.

Er studierte, vielleicht Geschichte oder Literatur, aber nichts davon fesselte ihn so sehr wie die Kunst. Nicht als Beruf, sondern als Begleiter. Er hatte ein Auge für das Unruhige, das Randständige, das Widersprüchliche. Er sammelte nicht systematisch – er wählte aus dem Bauch heraus, aus dem Moment, mit einem Instinkt, der eher psychologisch als ästhetisch war. Es interessierten ihn die Brüche in Biografien, die existenzielle Tiefe, das Ringen mit Form und Inhalt.

Sein Haus an der Rittergasse erbte er von einer Großtante, und er richtete es ein wie ein Rückzugsort aus einer anderen Zeit. Der Kamin wurde nie modernisiert, der Stuck blieb unberührt. Der Raum war kein White Cube, sondern ein Echo historischer Schichten. Und darin lebte er – mit einer Zeichnung von Schiele, mit einem Werk von Cahn, einem kleinen Rainer und vielen weiteren Trouvaillen. Der Traccia-Tisch von Meret Oppenheim stand dort nicht als Geste, sondern weil er ihn mochte, wie man ein Tier mag: geheimnisvoll, eigenwillig, lebendig.

Mit den Jahren wuchs die Sammlung, nicht in die Breite, sondern in die Tiefe. Manche Werke standen jahrelang unbeachtet in einer Ecke, andere wechselten ihren Platz wie alte Bekannte, die man plötzlich mit neuen Augen sieht. Er war kein Sammler der Etiketten, sondern der Beziehungen. Zwischen Werk und Raum, zwischen Werk und Leben.

Er sprach selten über seine Sammlung. Aber wer eingeladen wurde, merkte schnell: Dies war kein Showroom, sondern ein gelebter Kosmos. Die Kunst war ihm nicht Dekor, sondern Gegenüber. Sie war Spiegel, Widerstand, Trost. Und sie blieb – auch nach seinem Tod – als leiser Abdruck eines Lebens, das sich der Welt mehr über Bilder als über Worte näherte.

Heute steht dieses Zimmer offen, für kurze Zeit. Der Sammler ist fort, aber sein Blick bleibt. In jedem Detail. In jeder Wahl. In jedem Werk.

Featured artists: Eva Aeppli, Cuno Amiet, Bernard Buffet, Hans Emmenegger, Max Ernst, Sonja Sekula, Jean Tinguely, Andreas Walser, Kurt Schwitters, Egon Schiele, Alberto Giacometti, Arnulf Rainer, Meret Oppenheim, Alfred Heinrich Pellegrini, Miriam Cahn, Alfred Hofkunst, and others.

Sonntag, 15. Juni – Samstag, 21. Juni 2021

Täglich 14 Uhr bis Mitternacht

Rittergasse 21-25, CH-Basel

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