Das Projekt

Arena für einen Baum
Eine Kunstintervention von Klaus Littmann

Venedig: Arsenale Nord, 17. April bis 30. Juli 2024

Von weitem wirkt die durchlässige Schale wie eine umgedrehte Kuppel oder eine Nuss mit jungen Sprösslingen. Aus der Nähe ist sie Architektur, Skulptur und Bühne zugleich. Den Jahresringen eines Baums nachempfunden, bietet ihre horizontale Struktur in drei Reihen für rund fünfzig Personen Platz zum Sitzen – und eine ideale Sicht auf die Mitte, wo aus einem zentralen Bassin drei Bäume wachsen. Der natürliche Protagonist in einem Raumkonzept angesiedelt, das in die Anfänge der abendländischen Kultur zurückreicht: Ursprünglich Ort des Kampfs, dann des Theaters, richtet die Arena als Schauplatz alle Blicke gleichberechtigt auf das zentrale Ereignis. Undramatisch ist es in diesem Fall und doch existenziell: In ihrer individuellen Form sind die drei Bäume Sinnbild der Verwurzelung und Beweglichkeit, Herberge für Insekten, Schatten- und Rohstoffspender. Die Wahl des Baums fiel nicht zufällig auf die Sumpfzypresse: Sie gedeiht mit Süss- und mit Salzwasser, hält Sturmböen stand, kann grosse Mengen an Flutwasser aufnehmen und verspricht auch Spitzentemperaturen im urbanen Raum standzuhalten.

Eine ‘Arche’ beim Arsenale
Die temporäre Installation findet ihren Platz am östlichen Ausläufer der Lagunestadt, vor einem Nutzbau aus rotem Ziegelstein mit spitzbogigen Fenstern am Rand des Arsenale. Dieses ehemalige Werftgelände nimmt mit rund 48 Hektar einen Zehntel der Stadtfläche ein. Die zahlreichen Hallen mit ihrem Anstoss zum Wasser sind Zeugen für Venedigs einst mächtige Rolle im Schiffbau, als Militärstützpunkt wie als Handelsumschlagplatz. Wenn nun eine luft- und lichtdurchlässige Barke vor diesem grossen Umnutzungs- und Entwicklungsgebiet zu liegen kommt, wird sie zum Zeichen für einen anderen historischen Moment: Bäume sind nicht mehr in erster Linie das Material für Masten, Pfähle oder Balken im Nutz- und Wohnungsbau. Es sind Lebewesen und Identifikationsfiguren. Und es sind Keimlinge, schutzbedürftig und unverzichtbar fürs globale Ökosystem. Die Arena für einen Baum ist ein frei zugänglicher Ort der Kontemplation. Sie versteht sich als stille Alternative zu den zahlreichen Events, denen das Arsenale mit seiner weitläufigen Architektur heute auch Platz bietet. Abseits von kommerziellen Interessen führt sie Aspekte des Klimas und der Wasserversorgung in Venedigs Kulisse ein.

Foreigners Everywhere

Die Hauptausstellung der Biennale nimmt sich dem Fremden an. “Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere” bietet Kunstschaffenden eine Bühne, deren Schaffen nationale, sprachliche, religiöse oder geschlechtliche Identität sowie deren Selbst- und Fremdwahrnehmung zum Thema hat. Der Fokus auf migrantische Biografien und den Symptomen, die das Fremdsein nach sich zieht, verspricht die Schau einmal mehr, heutige Kunst in einem globalen Radius vorzustellen. Auch die Arena für einen Baum birgt das Leitmotiv des Migrantischen in sich: Über lange geologische Zeiträume war die Sumpfzypresse in unterschiedlichen Weltregionen beheimatet. Ihr ‘natürliches’ Zuhause liegt heute vor allem in Mexico, Guatemala, entlang des Mississippi River und bis in den US-amerikanischen Staat Missouri. Angesichts der Erderwärmung dürfte sie vermehrt auch in Europa Wurzeln schlagen.

For Forest – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur
Die Projekte des Künstlers und Kurators Klaus Littmann gehen häufig aus der Auseinandersetzung mit Alltagskultur hervor und offerieren zeitgenössische Kunst bevorzugt im öffentlichen Raum. Poesie ist nicht exklusiv, Bäume sind für alle da, sie sorgen für Sauerstoff und schenken uns mit ihrem jahreszeitlichen Wandel auch Bilder für den Fortgang des Lebens. Ein ganzer Wald nahm im Herbst 2019 das Fussballstadion im österreichischen Klagenfurt ein. For Forest – The Unending Attraction of Nature war der Titel jenes stillen Grossevents. Unter freiem Himmel machte das Toben von Fussballfans einer ungewohnten Ruhe Platz. Die bis zu 14 Meter hohen Baumkronen liessen Wind und Regen hören, der Nebel zeichnete weiche Silhouetten, mit dem Kommen und Gehen von Licht und Wärme wandelten sich Gerüche, nahmen Vögel und Insekten den neuen Naturraum ein. Die Arena für einen Baum ist wie ein Same aus jenem eindringlichen Kunstprojekt in Österreich hervorgegangen. 2021 stand die Holzstruktur auf dem Münsterplatz in Basel, im

Frühling 2022 im Innenhof des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich. An jedem neuen Ort fällt die Wahl neu auf einen Baum, der unter den Bedingungen des jeweiligen Klimas gedeihen kann. Venedig ist die dritte Destination – und die erste auf Wasser. Wortlos, in Wind und Wellengang, umspielt dieses Element die Arena und trägt sie in vereinigen weltumspannenden ökologischen Kreislauf.

Die Arena für einen Baum entstand in enger Zusammenarbeit mit Enzo Enea von Enea Landschaftsarchitektur. Schnetzer Puskas Ingenieure entwickelten den Bau aufgrund von Entwürfen Klaus Littmanns.

Präsentiert und ermöglicht wird die temporäre Kunstintervention ARENA FÜR EINEN BAUM in Venedig durch die grosszügige Unterstützung der Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G und die Zusammenarbeit mit ECC Italien (European Culture Center).

Medienmitteilung / Medienbilder


ARENA FÜR EINEN BAUM 27.04.–6.06.2021

Eine begehbare Kunstintervention von Klaus Littmann vom 27. April verlängert bis 6. Juni 2021 auf dem Münsterplatz Basel, präsentiert von der Kulturstiftung Basel H. Geiger. In Basel konzentriert sich alles auf einen einzigen Baum, während in Klagenfurt 299 Bäume das Spielfeld des Wörthersee Stadions füllten. Mit der Intervention «Arena für einen Baum» setzt Littmann seine Darstellung der Idee von Max Peintner aus den frühen 1970er Jahren fort, die er 2019 mit «For Forest – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur» begann. Die Arbeit fordert unsere Wahrnehmung heraus und schärft den Blick für die Zukunft im Verhältnis zu Mensch und Natur. Die Arena für einen Baum ist Teil der Ausstellung «Tree Connections», die vom 11. Mai bis 11. Juli 2021 zu sehen sein wird. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag und es wird ein vielfältiges öffentliches Programm geboten.

Waren es in Klagenfurt 299 Bäume, die ein Fussballstadion füllten, so konzentriert sich in Basel alles auf einen einzigen Baum. Die umlaufende Tribüne ist den Jahrringen nachempfunden, die im Inneren des Stamms die allmähliche Entfaltung jedes Baumes archivieren. Für die äussere Kontur hat die Unebenheit von Baumrinden Pate gestanden.

Der Baum ist das Zentrum der begehbaren Kunstintervention von Klaus Littmann mitten auf dem Basler Münsterplatz. Ein Stellvertreter für den Wald und zugleich eindringlicher Botschafter für die Natur und deren Erhalt wie auch Testimonial für den Ausstellungszyklus.

«Die Natur ist ein gewaltiges Gesamtkunstwerk. Also kann man ihr auch ein kleines widmen.» Klaus Littmann

ANPASSUNG UND ÜBERLEBEN

Wie bereits bei FOR FOREST in Klagenfurt ist der Schweizer Landschaftsarchitekt Enzo Enea für Auswahl und Aufzucht des Baumes zuständig. Dabei geht es nicht um blosse Schönheit und Stärke, sondern vielmehr darum, ob er sich in den Basler Baumbestand integrieren lässt und ob seine Art zur langfristigen Anpassung an die durch die globale Klimaerwärmung veränderten Bedingungen fähig ist.

Enzo Eneas Wahl fiel auf den Eisenholzbaum, die Parrotia Persica aus der Familie der Zaubernussgewächse. Der langsam wachsende bis zu 10 Metern Wuchshöhe erreichende Eisenholzbaum, ist von sehr dichtem, hartem Holz und so schwer, dass es sich um eine der wenigen Holzarten handelt, die nicht auf dem Wasser schwimmt. Seine Blätter zeigen im Herbst eine spektakuläre Farbpalette von gelb bis rot. Der ursprünglich aus Persien und dem Kaukasus, wo ebenfalls kontinentales Klima herrscht, stammende Eisenbaum, ist an ausgeprägte Jahreszeiten gewohnt. Er mag die Wärme, ist zeitgleich winterhart und verträgt das Stadtklima besonders gut. Diese Robustheit, die sich zusätzlich durch kaum auftretenden Schädlings- oder Krankheitsbefall auszeichnet, qualifiziert den stressresistenten Eisenholzbaum für Enzo Enea zum perfekten Protagonisten, der auch in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels bestens gewappnet ist: „Der Eisenholzbaum ist für mich der Baum der Hoffnung und der Zukunft schlechthin und als solcher ein positives Symbol für den Klimaschutz, den wir Menschen aktiv vorantreiben müssen. Denn die Natur braucht uns nicht, wir aber brauchen die Natur.“

Die Arena wird den Münsterhügel wieder verlassen, der Baum soll auf Dauer in Basel Wurzeln schlagen und wird der Stadt als Geschenk übergeben.

Die Kulturstiftung Basel H. Geiger präsentiert die temporäre Kunstintervention ARENA FÜR EINEN BAUM auf dem Basler Münsterplatz, gefolgt von der Schau TREE CONNECTIONS im Ausstellungsraum der KBH.G

Medienmitteilungen und Medienbilder/-Videos Arena für einen Baum

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ARENA FÜR EINEN BAUM
Vom 27. April verlängert bis 6. Juni 2021
Täglich von 11–20 Uhr
Münsterplatz, Basel
Eintritt frei

Wir danken für die Zusammenarbeit:
Schnetzer Puskas Ingenieure | enea landscape architecture | Häring AG

Ausstellung
TREE CONNECTIONS
Vom 11. Mai – 11. Juli 2021
Täglich von 11– 18 Uhr, ausser Dienstag,
in den Räumlichkeiten der Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G, Spitalstrasse 18, Basel
Eintritt frei

Pressespiegel:

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TREE CONNECTIONS

TREE CONNECTIONS

Texts by John McDonald, Florian Illies, Isabel Zürcher

Deutsch, Englisch
Publikationsdatum: 2021
288 Seiten, 210 Abb., Halbband
€ 48,00
ISBN: 978-3-7757-5035-6

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